Kennst du das Leben?
Ich glaube, du hast es nie gesehen du lebst in den Sielen;
Du bist wie die vielen und die doch immer daran vorübergehn.

Das Leben ist bunt wie ein schillernder, dürstender Schmetterling, der aus Blütenbogen, sich Zucker gesogen der im Lichte geflogen und lange an den köstlichen Kelchen hing.

Das Leben ist weich wie ein leise spielender Morgenwind wie ein zartes Wehen aus strahlenden Höhen wärs nie gesehen, der weiss nicht, was duftende Rosen sind.

Das Leben ist roh; es kümmert sich um den Menschen nicht es lässt ihn verrecken, an Strassenecken, an Zäunen und Hecken; es geht vorüber mit eisernem Angesicht.

Das Leben ist gross, ist ungeheuer gross und rein, es hebt zu den Göttern,
es kann zerschmettern, in goldenen Lettern trägt es die Grossen in die Geschichte ein.

Das Leben ist voll Schönheit, Rohheit und Hinterlist voll harter Stöße, von schmutziger Blöße, von unendlicher Größe, das Leben ist immer so, wie du selber bist.

(Bogislav von Selchow)